Seeschiff Elodie, die 3. Was für ein schöner Abschluss!

Am Schluss unserer großen Bootsrunde durften wir noch ein paar wirklich traumhafte Eindrücke sammeln!

Wir sind von Lübeck über Travemünde auf die Ostsee und dort Richtung Wismar ausgefahren. Was für ein Glück: Windfinder verspricht, übereinstimmend mit anderen Wettervorhersagen, vier Tage mit angenehmen Temperaturen, kaum Regen und sehr wenig Wind. Perfekt für unsere Strecke. Und von einem Morgengewitterregen abgesehen, wird die Vorhersage auch tatsächlich vier Tage durchhalten!

Ja, das Wetter versucht uns mit den doch recht zahlreichen Regentagen des Sommers zu versöhnen. Ist es beim Auslaufen noch grau-nieselig, kommt schon bald die Sonne heraus, dabei ist es so warm, dass wir auf den Deckssteuerstand wechseln und noch 3 Stunden im Sonnenschein über die sanften Wellen hinweggleiten. Mit konstanten 12,3km/h bei 1400 U/min. läuft Elodie wieder entspannt und stetig, so als würde auch sie sich freuen, mal wieder Freiraum um sich herum zu haben.

Kurz nach uns läuft eine Finnlandfähre aus, die uns schon bald – in gebührendem Abstand – mit 35km/h ein- und überholt.

In Wismar finden wir gleich einen Platz im alten Hafen am Kai – dort findet kein Frachtumschlag mehr statt, entlang der Kaimauern gibt es nun Uferpromenaden, Wohn- und Geschäftshäuser und Ferienappartements, zumeist in die historischen Speichergebäude integriert. Im Hafenbecken ein paar Fischerboote und historische Segler, als Bonbon der Nachbau einer Ostseekogge, die ein- bis zwei mal täglich zu Gästetörns ausläuft. Außerdem die Schiffe der Adler-Reederei für Hafenrundfahrten und die Linienfahrten nach Poel. Für Hafenkino ist also gesorgt. Uns gegenüber stehen ein paar Volksfestbuden mit einem Mini-Riesenrad, eine Corona-reduzierte Variante des sonst jährlichen Hafenfestes. Schöner bunter Trubel tagsüber, zum Glück aber auch kurz nach Einbruch der Dunkelheit schon zu Ende, so dass wir auch noch ruhig schlafen dürfen. Als Bonbon liegt über dem Hafen auch noch der Duft frisch geschnittenen Holzes, dem Hauptumschlaggut des vorgelagerten Frachthafens.

Natürlich machen wir auch mehrere Wismar-Stadtrunden mit dem Fahrrad, und sind sehr begeistert von der gelungenen Restaurierung fast aller historischer Gebäude, Straßen, Plätze. Wir besteigen den 60m hohen Turm, mit einem riesigen Glockenstuhl für 13 Glocken und natürlich reichlich Ausblick – so gibt es denn wieder ein Elodie-Suchbild, das erste der folgenden Galerie.

Am dritten Tag ging es wieder hinaus auf’s Meer, aber nicht weit, sondern nur in den kleinen molengeschützten Hafen von Timmendorf (auf Poel!). Der Hafenmeister hatte uns zuvor am Telefon den Liegeplatz „am Steg links mit den roten Dalben“ zugewiesen, da komme erst am nächsten Tag wieder das Fahrgastschiff hin. So haben wir wieder mal den Luxus des wohl besten Liegeplatzes im Hafen, mit „unverbaubarem“ Ausblick auf die Ostsee und breitem, stabilen Seitensteg. Im Hafenbecken liegen noch einige wenige Segler, ein paar Fischerboote und ein großes, leuchtend oranges Lotsenschiff. Es ist warm, die Sonne strahlt, das Meer glitzert. Gelegentlich flanieren ein paar Herbsttouristen am Kai und auf die Mole. Auf der einen Seite schauen bunte Strandkörbe über die Steinmole, auf der anderen fällt der Blick entlang der Steilküste. Und als sei das nicht alles schon mehr als genug, hat ein wirklich guter Pianist noch sein Klavier an den rückwärtigen Hafenkai geschoben uns spielt dort gemächliche Klavierstücke bis in die Abenddämmerung hinein. Nun geht der Leuchtturm an, mit farbigem Sektorenfeuer und tatsächlich noch mit rotierendem Leuchtfeuerliststrahl, der auf das Meer hinausgreift. Mehr geht nicht… Oder doch? Maria vermisst noch einen Walfisch, der vor der Hafeneinfahrt eine Fontaine in den Sonnenuntergang sprüht.

Kaum angekommen, haben wir natürlich erst mal die Fahrräder gesattelt und eine Inselrunde gedreht. Und dabei sogar, ja, wirklich, in der Ostsee gebadet, am Strand am Fuße der Steilküste. Weiter nach Kirchdorf, wo wir bei einem Fischimbiss sehr lecker Fisch und Chips bzw. Backfisch gespeist haben. Obwohl eigentlich „nur“ ein Imbiss und mit Papptellern, sehr viel gekonnter und liebevoller zubereitet als das Fischgericht, das wir in Wismar am Hafen im Restaurant eines kleinen Fischereibetriebes bekommen hatten. Die Insel ist entlang der Küste und der Bucht nach Kirchdorf hinein sehr schön, auf den Binnenflächen aber von unendlich ausgedehnten LPG-Ackerflächen gezeichnet. Auf unserer Runde und in unserem kleinen Hafen haben wir uns so richtig urlaubig gefühlt – mit so einem schönen Wetter und außerhalb der Saison ein reiner Genuss.

Heute dann ging’s zurück nach Travemünde, wieder in herrlichem Sonnenschein, bei etwas kälterem Wind, so dass wir drinnen fahren. Wer gerade nicht fährt, ist dann aber doch zumeist an Deck. In der ersten Etappe, quer über die Wismarer Bucht, steht noch erstaunlich viel Welle an, aber von vorn, so wie sie am meisten Spaß machen. Elodie schwingt sich von einer zur nächsten, gelegentlich spritzt die Gischt bis an die Fenster. Ja, das Meer – es hat schon was…

Windfinder verspricht noch eine weitere ruhige Nacht, so dass wir uns auch noch einmal trauen, in der Pötenitzer Wieck zu ankern, das kennen wir ja schon von vorigem Jahr, eine stille Bucht an der Seite der Travemünde, bevor sie in der engen Travemünder Durchfahrt das Weite sucht. Damals lag die Berlin-Runde hinter uns, aber die ganze große Runde noch vor uns und auch die erste Meeresfahrt – wir waren ganz schön aufgeregt. Heute liegen wir hier mit dem zufriedenen Gefühl, ein spannendes Abenteuer voller Erlebnisse und Herausforderungen glücklich abgerundet zu haben. Einen schöneren Schluss unserer Reisezeit hätten wir uns kaum ausmalen können!

Morgen dann geht es zurück nach Lübeck und in den nächsten, den letzten Tagen durch den Elbe-Lübeck-Kanal bis zur Übergabe der Elodie an die nächsten Abenteurer.