Lange nichts geschrieben? Stimmt. Denn die aufregendsten Teile unserer Fahrt sind ja nun gemeistert. Und wir wittern langsam wieder norddeutsche Luft!
Vom Rhein sind wir über den Rhein-Herne-Kanal einmal quer durch’s Ruhrgebiet gefahren, immer parallel zur Emscher (oder dem, was davon übrig ist…). 5 Schleusen gab es zu Berg zu überwinden, alle problemlos, mal mit Berufsschiff, mal ohne.
Jedenfalls vom Wasser aus ist das Ruhrgebiet durchaus nett zu durchfahren, außer dem Kohlekraftwerk bei Herne (neu ans Netz gegangen trotz Kohleausstieg) sieht man durchweg nur begrünte Ufer. Beeindruckend sind einige moderne, statisch gewagte Brückenkonstruktionen. Welch ein Unterschied zu Charleroi, das ja durchaus eine ähnliche Geschichte industriellen Niederganges hinter sich hat.
Bei Datteln endet der Rhein-Herne-Kanal, weiter ging es dann in den Dortmund-Ems-Kanal. Zwei Nächte haben wir im Hafen in Henrichenburg verbracht, wo es drei Generationen von Technik zum Überwinden von Höhenunterschieden in Wasserstraßen zu beschauen gibt, das wirklich alte Hebewerk, eine größere Ausgabe der Hebewerke, die wir in Belgien besucht hatten und die dort auch noch in Betrieb gehalten werden, hier aber stillgelegt und gegen Eintritt zu besichtigen. Dafür gibt es dann auch noch einen Museumshafen zu beschauen. Der ist aber recht enttäuschend, wenn man schon den einen oder anderen Museumshafen andernorts kennen gelernt hat: In zwei Schiffen kann man im Laderaum eine Ausstellung besehen, aber weder in Maschinenraum noch in das Steuerhaus hineingehen, alle anderen kann man gar nicht erst nicht betreten. Lohnen tut sich aber der Aufstieg in die Portaltürme des Hebewerkes – es bietet sich ein toller Rundblick. Und auch das Durchwandern einer ehemaligen Schleusenkammer beeindruckt durch die Höhe und Größe.
Bis Münster war es dann nur noch ein Katzensprung, hier dann die nächste, sehr moderne und komfortable Schleuse Münster,
nun wieder bergab Richtung Nordsee. Wir liegen nun im Unterwasser dieser Schleuse und sind gestern einer Einladung zu einer Fahrradrundfahrt durch Münster gefolgt. Schöne Stadt, nette Menschen, und, natürlich, ein extrem beeindruckender Vorrang für den Radverkehr.
Zu unserem Erstaunen gibt es hier auch auf dem Kanal mit seinem durchaus dichten Berufsschiffsverkehr solche führerscheinfrei zu fahrenden Wohnholzkisten. Aber lustiger sind diese beiden Wasserfahrzeuge (Die einen machen ihr Boot wieder dicht, wenn es hineinleckt, die anderen stellen es auf Beine auf Pontons und fahren wieder damit los!)
Und endlich, endlich dürfen wir auch so richtigen spätsommerlichen Sonnenschein genießen. Bezüglich des Wetters waren die letzten Wochen nicht so wirklich spaßig, kaum mal haben wir das Boot für ein paar Schritte oder Radrunden verlassen, ohne damit nach kurzer Zeit, gern am entferntesten Punkt, einen Regenschauer auszulösen. Heute dagegen, zum ersten Mal wieder, ein erfrischendes Bad im Kanal!! Maria verspricht seit Wochen einen sommerwarmen Sonnenseptember. Bestimmt behält sie recht!