Moselromantik

Inzwischen sind wir die Mosel bis Cochem zu Tal gefahren, in drei Etappen. Woraus der aufmerksame Leser schließen kann, dass wir hier auch sehr schöne Liegestellen gefunden haben, an denen wir nicht nur eine Nacht geblieben sind.

Und das sehr überraschend, es gibt nämlich keinerlei Veröffentlichung von freien Liegestellen auf der Mosel, wir hatten eigentlich erwartet, dass wir jede Nacht in engen, teuren Yachthäfen verbringen müssten. Doch es kam anders – bisher nicht eine, statt dessen immer gemeinedeeigene Stege oder Kais für ein oder zwei Boote in schönster Lage direkt am Flussufer. Erstes Bild: Liegestelle Leiwen, Zweites Bild – na, wer findet Elodie? – Liegestelle in Kröv.

Die vorbeifahrenden Frachtschiffe verursachen wenig Welle, spürbar ist, dass sie trotz des breiten Flusses auch immer Wasser wegziehen, welches nachher wieder zurückkommt. So kann man die Annäherung eines Schiffes immer daran bemerken, dass unsere Elodie zunächst leicht in die eine Richtung, danach in die entgegengesetzte, die Festmacherleinen stramm zieht. Nach dem Anlegen ziehen wir bei den ersten zwei oder drei Passagen die Leinen noch mal stramm nach, danach ist das ganz entspannt, und auch die Wellen sind harmlos.

Am stärksten ist der Schwell (seemännisch für Wellen von Schiffen) bei den mittelgroßen Fahrgastschiffen, die sind auch die schnellsten.

Aufgrund unseres AIS-Empfängers wissen wir vor den engeren Flussschleifen immer schon, was entgegen kommt, bei 180m Länge warten wir dann mal lieber einen Moment ab, bis sie herum sind, bei 110m ist das nicht nötig. Und auch die Schiffer sehen unser AIS-SIgnal offensichtlich schon vorher – sie kommen eher langsam in die Kurve und zeigen, wenn sie links fahren, die blaue Tafel schon, bevor sie uns sehen können, und klappe sie auf unserer Höhe wieder ein. Kaum sind sie auf unserer Höhe, geben sie wieder Gas. Toll! Überraschung: Kurz vor Cochem kommt uns in der Kurve ein großes Fahrgastschiff entgegen. Wir hatten es nicht im AIS gesehen. Es scheint tatsächlich ohne zu fahren, denn wir testen es später in Cochem aus, wo es noch mehrmals auftaucht. Wir sehen alle andere Schiffe, aber das nicht. Und auch auf Marinetraffic wird es derzeit nicht angezeigt. Merke: Immer auch aus dem Fenster nach vorn schauen, nicht nur auf den Bildschirm! (Eh klar, es gibt ja auch noch Paddler, Treibholz, andere Sportboote…)

Die Moselschleusen sind alle unproblematisch und bisher wurden wir immer sehr schnell angenommen. Außer bei der ersten in Trier, wohl aufgrund von Bauarbeiten, gab es immer vor der Schleuse Festmachkais zum Warten. Die neu gebauten Schleusen haben sogar Schwimmpoller. Alle Schleusenwärter waren freundlich, nur der in Trier war etwas genervt, er muss mit der Baustelle umgehen, mehrere Berufsschiffe bildeten einen Stau, und dann riefen auch noch drei Sportboote gleichzeitig über Funk (die die Ruffrequenz nicht hören können und das also nicht voneinander wissen können). Und das auch noch in der Sonntagsfrühschicht. Da kam dann ein entnervtes „Oh Gott“ aus dem Funkgerät. Danach war aber alles wieder gut und sachlich und die Schleusung zügig.

Die Schleuse Detzem durften wir mit einem 150m langen Kreuzfahrer teilen, wir lagen auf den verbleibenden 30m direkt dahinter. Faszinierend, wie die die Dinger da manövrieren, und schön, dass er extrem vorsichtig ausgefahren ist, wir haben keinerlei Schraubenwasser abbekommen.

Wir verstehen bisher nicht, warum die Moselschleusen bei Sportbootlern so einen schlechten Ruf haben. Vielleicht waren die alle noch nicht in Belgien, Berlin, Magdeburg… Aber es sind ja auch noch ein paar bis Koblenz.

Fotos von der Schönheit der Moselfahrt brauchen wir jetzt nicht hier einzustellen, die kennt wohl jeder von Euch Lesenden, und auch nicht von unseren kleinen Ausflügen in Weinbergen, zu Kapellen oben auf dem Berg mit Moselschleifenblicken, Burgen oder in die Örtchen. Die allerdings alle total monothematisch sind: Wein Wein Wein Wein Wein …

Pardon, da war natürlich zunächst noch Trier – faszinierend mit seinen Zeugnissen aus so vielen unterschiedlichen Epochen. Dafür nehmen wir uns natürlich auch einen Tag Zeit.

Hier in Cochem liegen wir auch wieder am Flussufer an einem Kai. Es gibt auch ein winziges Hafenbecken, das war aber gestern schon voll, als wir ankamen. Denn gestern hatten wir – eigentlich zum ersten Mal überhaupt – ein wenig Pech: Drei erwartete freie Liegestellen nacheinander waren in diesem Jahr nicht mehr eingerichtet worden oder nach dem Hochwasser weggespült. Als wir dann um 15:00 den Hafen Sensheim erreichten, war auch dieser schon voll – er hat nur ca. drei Gastliegeplätze. Etwas mussmutig, wissend, dass wir nun noch zwei oder drei Stunden weiter würden fahren müssen, fuhren wir wieder hinaus. Um dann gegen 17:00 Cochem zu erreichen. Die Erwartung: kleines Hafenbecken, sowieso voll. Welche Freude, als wir dann diesen laanggezogenen Kai entdeckten, an dem Sportboote anlegen dürfen. Ob er Teil des gebührenpflichtigen Hafens ist oder nicht, konnte uns bisher niemand sagen, möglicherweise kommt irgendwann mal einer von der Stadt vorbei, und kassiert die Boote im Becken und Kai ab, hören wir, aber meistens nicht. Wir werden sehen.

Und wie wir hier liegen: Direkt gegenüber unterhalb der Burg, die prächtig und märchenhaft auf ihrem Felsen thront, gegenüber die malerische Häuserzeile aus liebevoll gestalteten, kleinteiligen Gastwirtschaften und Hotels. Davor die Stege diverser Ausflugsschiffe, die den ganzen Tag über an- und ablegen, wenden, sich mit Passagieren füllen und leeren. Die Stadt scheint nur aus Tourismus zu bestehen. Unser Boot wird auf vielen Urlaubsbildern unterhalb der Burg zu sehen sein, denn hier im angrenzenden Uferbereich mit Promenade, Radweg und Terassierungen, bleiben immer wieder Leute stehen, um das oben beschriebene Panorama auf Zelluloid zu bannen, pardon, auf Silizium, natürlich. Die Passanten sind entspannt und in Urlaubslaune und lächeln freundlich, wenn wir auf unserem Achterdeck gemütlich frühstücken. Die Stimmung ist ansteckend.

Ja, hier lässt es sich aushalten. Wir beschließen, drei Nächte liegen zu bleiben – Homeoffice, Einkaufen und mal wieder ein bisschen das Boot checken und warten, bevor es dann in noch 50km in den Rhein geht.