Wer unsere ersten Blogeinträge gelesen hat, wird sich noch erinnern auf mehrere Einträge mit dem Titel „Warten auf Wasser“. Nun warten wir auf weniger Wasser.
Wir haben uns oberhalb von Straßburg, in Altenheim, ganze vier Nächte gegönnt, so lange waren wir noch nirgends. So ein schöner kleiner Hafen aber auch, und dazu, jedenfalls für Rheinverhältnisse, außerordentlich preisgünstig.
Ein Tag mit Einkaufen in Frankreich und in Deutschland sowie Bootswartungen und Homeoffice, dann ein ganzer Tag in Straßburg, mit dem Fahrrad in 13km Entfernung gut zu erreichen. Und was für eine tolle Stadt! Vom alten, wasserdurchrauschten Mühlenviertel bis zu den gigantischen Glaspalästen der europäischen Institutionen eine Bandbreite bunten Lebens. Aber dies soll ja kein Reiseführer werden, und Bilder von Straßburg gibt es genug im Netz…
Dann gab es einen weiteren hauptsächlich faulen Tag, weil für ihn ganztägig Regen bis starker Regen angekündigt war – da ist das Fahren echt nervig, und die Sicht schlecht, bei starkem Regen ist das Fahren dann sogar verboten, wenn man keine Radaranlage hat. Natürlich hat es den ganzen Tag über nicht geregnet, außer als wir in der als regenärmste angekündigten Phase losmarschiert sind in den Auenwildnispfad (der wirklich eine Wildnis ist, ohne Gummistiefel wäre es nicht gegangen). Wir haben die Entwicklung des Rheinpegels beobachtet und um eine Entscheidung gerungen, ob und wann wir den Rhein runter fahren oder ob wir es ganz lassen sollten. Immerhin sollte der nächste Tag, also heute, komplett regenfrei bleiben, bei insgesamt aber weiter instabiler Wetterlage.
Aber die Pegelvorhersage für die erste Etappe unterhalb der letzten Schleuse Iffezheim sagte für morgen, den 10.7., erst mal das Überschreiten der Hochwassermarke II voraus – dann wird jegliche Schifffahrt eingestellt. Voraussichtlich nur für einen Tag, immerhin, aber das ist ja keineswegs sicher. Und dann liegt man da in irgendeinem großen und teuren Hafen und kommt nicht mehr weg?
Das an sich wäre ja für einen Tag vielleicht nicht so schlimm, aber natürlich ist auch knapp unterhalb der Marke II, aber oberhalb der Marke I, der Rhein noch um einiges schwieriger zu befahren als bei normalen Pegeln. Alle Buhnen überspült, es gelten diverse Sonderregeln, die Schiffer wollen nach der Zwangspause Zeit aufholen. Aber vor Allem ist die Strömung extrem stark. Schon im staugeregelten Teil vor Straßburg betrug die Strömung heute morgen 9,5km/h, im freien Oberrhein ist sie immer sehr viel stärker. Und unser Boot kann ja nur 13 bis 14km/h fahren. Da wird jedes Manöver echt schwierig, zumal zwischen unsichtbaren und nicht markierten Buhnen. Denn die sowieso schon wenigen Tonnen, so haben wir noch erfahren (wir hatten gestern sogar die Wasserschutzpolizei angerufen und uns ein paar Regelungen erklären lassen), werden bei Hochwassermarke I auch noch teilweise eingeholt.
Nein, die ersten Gehversuche auf dem schwierigsten Fluss Deutschlands und meistbefahrenen Europas muss man nicht unter den schwierigst-mögichen Umständen machen.

Und zum Glück gibt hier ja noch eine Alternative: Nach Koblenz kann man ab Straßburg auch über Frankreich zur Saar und weiter in die Mosel fahren und kommt dann bei Koblenz wieder in den Rhein. Die Tour ist nicht mal weiter, bloß langsamer, weil man eben nicht mit der Strömung zu Tal rauscht, sondern stattdessen wieder eine Schleuse nach der anderen erklimmen muss.
Die Strecke ist aber auch vielversprechend schön und enthält einige Sahnestückchen, z.B. den Schrägaufzug von Arzwiller, der 17 Schleusen ersetzt hat. Dann durch Saar- und Moseltal, landschaftlich sicher nicht weniger schön als das Rheintal, aber mit weniger Stress und mehr Muße zu genießen. Wir hatten die Route sowieso ins Auge gefasst, allerdings den Rhein bevorzugt, weil wir von diesem noch in Main und Neckar ein Stück hineinstechen können. Und das ist wohl der Hauptnachteil: das geht nun nicht mehr. Dafür aber eben die Mosel, und das nicht als Stich, sondern entlang.
Zeitlich kommt die Strecke sogar ungefähr auf das gleiche hinaus – in etwa acht Tagen sollten wir in Koblenz sein. Lieber in zehn oder zwölf, denn wir wollen ja nicht nur durchrauschen. Und mit etwas mehr Wetterglück hat sich der Rhein dann ja auch wieder ein wenig normalisiert.
Hier kommt allerdings nun wieder Corona ins Spiel: In spätestens 5 Tagen wird Frankreich wieder über 50 liegen, in spätestens 10 wohl wieder über hundert. Und ist somit auch sehr bald wieder Hochinzidenzgebiet mit entsprechenden Einreiseregeln nach Deutschland. Die deutsche Saar sollten wir aber in spätestens 6 Tagen erreicht haben, da sollte das nocht ohne Probleme gehen.
Ja, Corona hat unsere Reise ganz schön mitgelenkt… Aber durchaus nicht nur zum schlechten hin – wir hätten nur mit sehr wenigen Menschen tauschen mögen in dieser Zeit. Dazu gehört auch, dass Maria so einen prima Homeofficejob machen kann – heute hatte sie eine Online-Video-Teambesprechung, während wir durch Straßburg fuhren. Das ergab dann einen ganz besonderen Bildhintergrund…
So weit zum aktuellen Geschehen, nun liegen wir heute Abend wieder ganz idyllisch alleine am Kanalufer eine Schleuse oberhalb von Hochfelden.
Gute Nacht.