Nein, das Wetter ist gerade nicht unser Freund. Wir sind im Oberrheingraben – schon im Erdkundeunterricht als wärmste Region Deutschlands gelobt – und befinden uns aktuell in der kältesten Region Deutschlands. Ein Regenband liegt ganztägig exakt über dem Rheintal von Basel bis irgendwo bei Mainz. Es gibt auch sehr schöne Phasen mit Sonne und aufregenden Wolkenbildern, bloß für die Fahrtplanung ist es richtig schwierig, weil sich die Vorhersagen geradezu stündlich ändern, sogar die für die nächsten zwei Stunden, ganz zu schweigen von denen für den nächsten Tag.
Und: Der viele Regen bringt den Rhein schon über die Hochwassermarke I. Das hat einen kleinen Vorteil und bringt ansonsten zusätzliche Schwierigkeiten, weil nämlich zu all den komplizierten Regeln auch noch Sonderregel hinzukommen. Gut: Man darf sich von der sehr starken Strömung nicht verleiten lassen, mehr als 20km/h zu fahren. Das bedeutet für uns, dass uns die Berufsschifffahrt nicht mehr überholen darf, denn die 20km/h werden wir auch schaffen.
Das heißt aber auch, dass wir so gut wie gar nicht mehr gegenan fahren können. Und um z.B. in einen Hafen einzufahren, muss man erst an der Einfahrt vorbei, wenden, und dann aus der Bergfahrt heraus eindrehen. Eine Einfahrt direkt „von oben“ kann nicht funktionieren, weil Dich die Strömung blitzschnell seitlich an der Einfahrt vorbei oder gegen die Böschung treibt.
Und es gilt eine komische Regel: Alle sollen in der Mitte fahren. Aber, laut Rheinschifffahrtspolizeiverordnung, nicht in der Fahrrinnenmitte, sondern in der Strommitte. Und zwar in beiden Richtungen. Aber die Fahrrinne wechselt doch immer von der einen zur anderen Flussseite? Und da, wo keine Fahrrinne ist, gibt es oft Buhnen? Über die sollte man auch bei HW1 nicht drüber hinwegfahren. Für mich erst mal ein Widerspruch. Mal abwarten, was den Rheinkennern im Booteforum dazu für eine Erklärung einfällt…
Zwei Nächte haben wir in Weil am Rhein gelegen, Richtung Basel wurde die Strömung extrem, und einen Liegeplatz hatte der – zudem sehr hässlich gelegene – basler Hafen auch nicht. Schade, wir hätten Elodie noch ein weiteres besuchtes Land anhängen können. So haben wir das Fahrrad genommen für die letzten sechs oder acht Kilometer.
Unser Tag in Basel war sehr schön – bei gutem Wetter. Im Klosterkreuzgang wurden wir Zeuge einer Verabschiedungsrede für die Abiturienten, in der Krypta des Basler Münsters durften wir eine großartige Medieninstallation zur Geschichte des Münsters zuschauen, eine Hochzeit ließ sich von einem hochglanzpolierten Saurer Alpenwagen abholen, die Rheinschwimmer ließen sich zu Tal treiben, eine niedliche Gierseilfähre hat uns über den Strom getragen, das Areal von Hoffmann-La Roche beeindruckt mit Hochhausglaspalästen (man beachte den Bauaufzug für Schwindelfreie), und in den Schulhöfen feierten Eltern und Kinder wohl die Schuleinführungen (man beachte den vor der Schule wartenden Fuhrpark).
Haben die französischen Altstädte vor allem mit morbider Schönheit gefallen – In Frankreich sind Fassaden halt relativ schnuppe – glänzt die Basler Altstadt, mit Gassen und Treppen einen Hügel überwölbend, mit durchgehend aufwendiger Sanierung, ohne dabei steril zu wirken. So wird das also, wenn Geld reichlich vorhanden ist. Auch schön.
Weiter ging es dann flussabwärts, aber noch im stau- und schleusengeregelten Flussabschnitt. Da ist die Fließgeschwindigkeit mit ca 8 km/h noch angenehm, und auch der Begegnungsverkehr ist eindeutig – hier gilt Rechtsverkehr. Die Schleusen sind allerdings etwas nervig – sie haben durchgehend keine Warteanleger für Sportboote. Man kann Glück haben und nicht mehr als zehn Minuten warten, aber es gibt auch Schleusenwärter, die einem über Funk mitteilen, dass sie grundsätzlich keine Sportboote zusammen mit Berufsschiffen schleusen, dann darf man noch mal eine ganze Runde abwarten und hoffen, dass inzwischen nicht das nächste Berufsschiff zu Tal von hinten ankommt. Komisch, die Schleusen sind alle identisch, anscheinend unterliegen die Regeln der Willkür der örtlichen Bediener. Andere wiederum sind außerordentlich freundlich und winken einem sogar noch oben aus ihrem Steuerhaus zum Abschied zu. Nun ja, das war die einzige weibliche Bedienerin, die haben es wohl weniger nötig, ihre Unersetzlichkeit zu demonstrieren.
Nach zwei Nächten in Breisach mit Besuch von Breisach und auf der französischen Seite Neuf-Brisach, eine wie schon die große Zitadelle von Besançon vom Baumeister Vauban als idealtypische Zitadelle in der Ebene erbaut, liegen wir nun etwa 8km oberhalb von Straßburg an der sehr sympathischen kleinen, aber komfortablen, in den Rhein hinaus gebauten Steganlage in Altenheim. Zu ebenfalls ungewöhnlich sympathischen Preisen. Und gestern noch mit einem frischen Bad im Rhein.
Heute noch mal einen letzten Technik-Check vor dem Abenteuer „frei fließender Rhein“, morgen geht’s per Rad nach Straßburg, übermorgen, wenn das Wetter es zulässt, dann in Iffenzheim durch die letzte Schleuse. Dann heißt es, sich der Strömung anvertrauen.
Moin,
da wollte ich gerade, nachdem es einige Jahre her ist das wir bei euch waren, spontan eine Nacht im Antoniq anfragen und siehe da Knut und Maria sind mit dem Boot ganz in der Nähe unterwegs…..
Kurz wer ich bin – als Jugendlicher war ich bereits einmal Gast von Hof Bree mit der evangelischen Jugend, dann hörte ich von Antoniq und als ich mit meiner Freundin (heute Frau) einmal in der Nähe war haben wir eine Nacht in Mühlhausen verbracht. Zur Zeit bin ich Herbergsleiter des Martin-Butzer-Hauses an der Weinstraße.
Falls Ihr Lust auf einen kleinen Abstecher an die Weinstraße habt wenn ihr irgendwo zwischen Speyer und Worms unterwegs seit – einfach melden!
Viele herzliche Grüße und gute Fahrt
Jann
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