Es ist geschafft! 311 Schleusen und schon sind wir auf dem Rhein.
…und damit auch wieder auf Marinetraffic.com zu finden, einfach nach Elodie III suchen…
Nach vielen Wochen in winzigen Kanälen, Freud und Leid mit Schleusenwärtern, Algensalaten aller Art, liegen wir nun im offenen Fahrwasser des Rheins außen an der Spundwand der Marina in Weil am Rhein. Am Horizont die schweizerischen Berge hinter Basel, wo wir morgen hinradeln werden (im Hafen dort war kein Platz mehr frei). Neben und unter uns strudeln die Wellen des Rheins entlang. Soo viel Platz um uns herum!
In unseren VNF-Meldungsmails lesen wir, dass der Kanal nun in der Mitte gesperrt ist, wohl wegen des Hochwassers im Doubs, der ihn einmal kreuzt und eine zu starke Querströmung verursacht, und noch einmal gesperrt ist, weil eine Schleuse kaputt ist. Wieder mal: Glück gehabt.
Die letzten beiden Nächte hatten wir in Mulhouse (Mühlhausen) verbracht, sehr teuer, in einem sehr netten winzigen Hafenbecken inmitten der Stadt gleich unter Bus- und Hauptbahnhof, mit einem sehr freundlichen Hafenkapitän. Die Stadt aber war eher enttäuschend, ein paar einzelne sehr schöne historische Gebäude, ja, aber ansonsten weitgehend 50er bis 80er Jahre Gebäude, viel Beton. Eines aber hat uns sehr beeindruckt: Während man als Radfahrer überall in Frankreich arg um’s Überleben zu kämpfen hat, besitzt diese Stadt ein vollständiges Radwegenetz, bestens gekennzeichnet und mit eigenen Lösungen an jeder Kreuzung. Großartig!
Und wie anders waren die letzten Tage auf dem Kanal als zuvor und erst recht auf dem Canal de Bourgogne. Alle drei morgendlichen Schleusenwärterverabredungen wurden minutengenau eingehalten, die Schleuse war bei unserer Ankunft soeben geöffnet worden. Seit Mulhouse ist der Kanal breiter, mit Ausnahmen, die Schleusen zunehmend gut in Schuss. Hier wurde nämlich in den 70er Jahren noch mal ordentlich saniert. Zum ersten Mal hat man hier nicht so sehr das Gefühl von „Glück gehabt, dass es noch funktioniert hat“.
Nach Mulhouse gab es noch eine kleine Schleuse mit VNF-Personal, dann eine für die Großschiffahrt, die vom Rhein aus den Frachthafen vor Mulhouse erreichen will, mit Schwimmpollern! Wir konnten es kaum glauben.
Dann ging es raus auf den Rhein. Plötzlich Strömung, Wellengang, Wind, und gleich mal zwei Schiffe, einer davon ein 180m-Schubverband, von hinten. Aber mit sehr freundlicher Absprache über Funk haben sie uns mit ordentlich Abstand überholt. Die erste Rheinschleuse Richtung Basel noch mal bergauf. Ist die groß!!! Betrieben werde sie hier in der Rheinstrecke noch von der VNF. Leider ist ihnen nicht die Idee gekommen, Wartestege für Sportboote auszulegen, und so wurde denn gleich die erste Schleusung wieder eine kleine Herausforderung: eineinhalb Stunden warten, mit laufendem Motor uns ständiger Aufmerksamkeit, denn Wind uns Wasser bewegten uns immer ein wenig, so dass es ständig kleiner Manöver bedurfte. Und wo wartet man, wenn man zwei 110m-Schiffe von hinten in die Schleuse vorfahren lassen muss und zugleich ein eben so großes Schiff von vorn aus der Schleuse herauskommt? Naja, hat irgendwie geklappt, und ab ging es hinter die beiden Beruffschiffe in die Kammer und geschätzt 12 m hinauf. Das Bild unten links zeigt das Schleusentor hinter uns. Das mittlere zeigt, warum die Schleusung, neben den Schwimmpollern, sehr angenehm war: Das Wasser wird von unten in die Kammer gelassen, steigt also herauf, statt von vorne in die Kammer zu schießen. Toll. Der auf dem letzten Bild passte nicht mehr mit rein und musste unten bleiben, der muss auf die nächste Schleusung warten, also ca. 1 Stunde. Da nützt ihm auch der Name „Eiltank“ nichts!
So schaukeln wir nun zum ersten Mal in diesem Jahr am Liegeplatz ordentlich auf und nieder – was hoffentlich zu gutem Schlaf beitragen wird, zusammen mit der Zufriedenheit, die französischen Kanäle gemeistert zu haben, ohne Schleusenschrammen und sonstige Havarien. Über den Rhein mit seiner dichten Großschiffahrt im engen Tal bei felsigem Grund und bei bis zu 10km/h Strömung machen wir uns dann ab übermorgen Gedanken…