Oben, zum zweiten, nach Schleusenkoller

Dieser Kilometerstein zeigt’s: Wir sind wieder oben. Nicht ganz so hoch wie in Puilly, aber doch auch auf 340m ü.M. Noch einige Etappen verliefen immer wieder im fließenden Doubs, durch eine faszinierende Gebirgslandschaft.

Wir haben uns, bei herrlichem Wetter, auch noch eine Ankernacht gegönnt, mit mehreren Bädern, versteht sich. Besonders beeindruckend das Wolkenkino…

Die nächsten zwei Tage ging es mir dann irgendwie zu langsam. Ich wollte endlich oben sein. Die Schleusennummern wollten einfach nicht kleiner werden. Die Landschaft, überraschender Weise, ist weniger spektakulär, eher eine Ebene. Der Hafen von Montbelliard ist sowieso nicht schön und leidet zudem unter halb versunkenem oder am Kai vergammelnden Schiffen.

Die Schleusen funktionieren alle mit der Fernbedienung, eigentlich wäre das alles Routine, über die man gar nicht mehr nachdenken muss, so wie zu Fuß gehen. Aber irgendwie schaffen sie es, dass einem jede Schleuse neue Lösungen abfordert. Toll, alle Automatikschleusen haben eine Gleitstange, in die man sein Tau einhängen kann, so dass es während des Hebens einfach mit nach oben gleitet. Man soll aber zwei Taue anbringen, verlangt die Vorschrift, und bei unseren 20to ist das auch nötig. Doch einen passenden zweiten Poller muss man jedesmal auf’s neue suchen. Mal sind die Schleusenwände so hoch, dass man oben auf der Mauer gar nichts sieht, mal so niedrig, dass die Taue im letzten Teil des Hubes von den Poller springen. Hier und da sind mal einzelne Poller in die Schleusenwände eingelassen, irgendwo, so weit unten, dass sie im Wasser verschwinden, aber ohne, dass dann darüber ein weiterer Poller wäre, auf den man umlegen könnte.

Und die Krönung ist es, wenn in den Verlauf der Gleitstange Querstangen eingebaut sind. Da heißt es, blitzschnell losmachen und oberhalb der Querstande neu befestigen. Zum Glück ist das immer recht weit oben, wo das Wasser in der Kammer schon recht ruhig ist. Trotzdem: Wer kommt auf sowas??

Auch mit den Wartestegen ist es immer anders, meistens gibt es welche, aber eben manchmal auch nicht. Oder sie sind unbrauchbar, weil in einer kleinen seitlichen Bachmündung und von einem großen Baum überwachsen. Toll ist auch der hier.

So kippt meine Stimmung in eine Mischung aus Ungeduld und Ärger über diese blöden Kleinigkeiten, die uns aus Gedankenlosigkeit oder Dummheit das Leben unnötig schwer machen. Maria nennt es Schleusenkoller und hält wacker dagegen.

Und dann ärgert uns die VNF auch noch mal richtig: Die letzten 8 Schleusen der Aufwärtsstrecke sind (noch) handbedient vom Schleusenpersonal, das vor Ort Knöpfe drücken muss. Wir haben uns pflichtgemäß unterwegs, am Freitag Mittag, für die Weiterfahrt ab Montbelliard am Samstag angemeldet, unter der an den Schleusen angebenen Telefonnummer. Und haben auch von einer freundlichen Dame das ok. bekommen. Allerdings hatte sie keine Ahnung, wie lange wir von Montbelliard noch bis zur Schleuse 8 brauchen würden, wir haben, zweieinhalb Stunden schätzend, uns für ca. 12:30 angemeldet, Abfahrt also 10 Uhr. Erst nachher haben wir uns etwas gewundert, da 12:30Uhr ja die hochheilige Mittagspause ist. Aber da die Dame am Telefon das eindeutig mit Nennung der Uhrzeit bestätigt hat, haben wir das als gesichert angenommen. Die Dame in der Capitanerie in Montbelliard versicherte uns allerdings, dass wir da mit Sicherheit noch bis 13:30 würden warten müssen, sie empfahl uns, nach der Schleuse 9 am Anleger bis mittags zu warten.

Der nächste Morgen, Abfahrt um 9:45. An der ersten Schleuse nach Montbelliard, noch von uns fernbedient, empfängt uns eine nette junge Exlusiere und fragt uns, ob wir uns angemeldet hätten, was wir bestätigen. Sie wisse nämlich nichts von uns, aber sie telefoniert, fragt nach. Nein, Elodie sagt auch Daniel am anderen Ende der „Leitung“ nichts. Naja, wir sollten erst mal weiterfahren bis zur Schleuse 8 und weitersehen.

An Schleuse 9 empfängt uns Daniel und erklärt uns, heute ginge es nicht weiter, wir seien nicht angemeldet. Es tut ihm sichtlich leid. Wo wir denn angerufen hätten. Ich zeige auf die auch an dieser Schleuse angegebene Telefonnummer. Es stellt sich heraus, dass diese Nummer nur für Notfälle in den Schleusen zuständig ist, wir hätten die Nummer anrufen sollen, die etwa 20 Schleusen zurück auf der Infotafel stand. Nun müssten wir hinter Schleuse 9 an den Steg und bis morgen warten. Da sei es aber „très jolie“!

Er kann aber genau so wenig wie wir verstehen, warum uns die Dame am Telefon die Fahrt bestätigt hat, es ist ihm richtig unangenehm, er telefoniert noch einmal, zeigt den Daumen hoch, und erklärt uns dann, wir haben eine Verabredung um 13:30 Uhr an Schleuse 8, und würden dann bis oben, bis Montreux, begleitet. Von jetzt bis um 13:10 sollten wir hinter Schleuse 9 zu Mittag essen, dann passe das mit 13:30 an Schleuse 8. Und siehe da: Der Steg nach Schleuse 9 ist so schön, dass wir hier gut hätten eine Nacht verbringen können! Die Zufahrt verläuft über ein Aquädukt. Hier zweigte mal der Stichkanal nach Belmont ab, der ist aber seit einigen Jahren stillgelegt.

Aber wir haben ja eine Verabredung, Montreux ist nach den Satellitenbildern auch vielversprechend, also pünktlich los. Und ab jetzt wird alles gut: Daniel ist mit nur 10min Verspätung zur Stelle, er hat einen deutsch sprechenden Kollegen dabei, mit dem wir die weitere Fahrt besprechen (nach zwei Nächten in Montreux übermorgen um 10:00 an der ersten Abwärtsschleuse, Fahrt bis Dannemarie, am darauf folgenden Morgen um 9:00 ab Dannemarie durch bis Mulhouse). Zügig werden wir von einem sehr netten weiteren Schleusenbediener bis Montreux begleitet, er hilft uns mit Leinenauflegen und schaut sogar, dass wir in Montreux einen Liegeplatz finden, in den der uns dann auch noch hineinhilft, in dem er die Leinen annimmt. Das war ein recht spannendes seitliches Einparken in die letzte Lücke, aber so langsam klappts mit den Manövern:

Ja, hier ist es schön, heute machen wir mal wieder eine Radtour in die umliegenden Wälder (und Seenplatte, die aber leider trockengelegt wurde), mit Frühstückspicknick unter Baumkronen.

Nun noch 40 Schleusen bergab (was ja immer viel entspannter ist), und wir sind am Rhein… Enge Kanäle, ade! Wo wir wahrscheinlich noch mal eine Schleuse zu Berg fahren wollen, um noch Basel zu besuchen. Mal schauen.