Nach dem Tunnel geht es wieder Schleuse für Schleuse hinab zum Saone-Rhone-Tal.
Diese Seite des Kanalverlaufes ist noch um einiges schöner als die westliche, denn das Tal ist schmaler und hat steilere Berge ringsum, da kommt auch die eine oder andere Felswand vorbei, die Dörfer sind eng am Berghang gelegen.
Und auf dieser Seite ist auch zum ersten Mal wieder etwas Verkehr außer uns, heute kam ein Sportboot entgegen, und an den Anlegestellen legen hier und da Wohn- oder Hotelpenichen.
Die erste Nacht nach dem Tunnel lagen wir in Vandenesse – wunderschön und mit Burgblick. Da sind wir dann am nächsten Tag natürlich auch mal hochgelaufen. Und haben unseren erstes Kulturevent seit Corona genossen, mit gutem Gefühl, weil nur vereinzelte Gäste die Burg besichtigt haben. Und weil gerade Nationaler Tag der offenen Gärten war, kostete es genau Null Euro Eintritt! Zufallsglück gehabt. Aber auch der Eintritt wäre für das Gebotene echt günstig; 5€ für Erwachsene, das findet man in Deutschland nicht…
…und ein paar Landschaftsbilder von unterwegs…
Ein eigenes Thema sind die Hotelpenichen… Das sind (vermutlich) alte Flussschiffe, wie sie für das französische Kanalnetz passend gebaut wurden im 19. Jh., die aber sehr aufwendig umgebaut, oder eher neu aufgebaut worden sind. Die kann man dann mit 6 bis 8 Leute mieten und sich von der 6.köpfigen Crew über den Canal de Bourgogne, den Canal de Nivernais, die Yonne und viele andere französische Kanäle als Kreuzfahrt herumfahren lassen. Wie wir, tagelang eine Schleuse nach der anderen. 10 Tage kosten laut Internetseite pro Person „ab“ 23.000 Euro. Dafür gibt es Schlafzimmer mit Bädern in Marmor, einen eigenen Koch, nach Wunsch organisierte Ausflüge, einen 4 mal 4 m großen Pool im Bug des Schiffes, und der Europa so romantisch erlebende Amerikaner wird auch vom Flughafen abgeholt. Als Beweis, dass sie alle Wünsche ihrer Gäste erfüllen, lesen wir, dass sie es auch innerhalb eines Tages geschafft haben, einem Gast den gewünschten edlen Wein für 13.000€ die Flasche zu besorgen.
Was es dafür auch gibt: Einen Kapitän mit langhaariger Hippiefrisur, der mit der Bierflasche und nacktem Oberkörper am Steuer steht – das ist immer im Freien in einem schmalen Spalt hinter dem Hotelbereich. Die kleine Kiste dahinter ist das Mannschaftslogis. Lustiger Weise sahen auf allen Hotelpenichen, die wir liegend oder fahrend getroffen haben, die Kapitäne genau so aus.
Und was es dafür auch gibt: Einen Schiffsmotor, der übelste blaue Rauchwolken ausstößt, zumindest morgens beim Aufbruch. Da brauchen wir uns unserer paar blauen Wölkchen ja nicht zu schämen…
Und besonders witzig fanden wir die Szene, die wir bei dem ersten Hotel Peniche beobachtet haben, dass mit Gästen auf Fahrt war. Die vier Fahrgäste hatten sich in Morgenmantel und mit Yogamatte unter dem Arm ein Stück weit den Kanal entlang auf den Weg gemacht, wohl um einen Ort mit dem passenden Karma zu finden. Pünktlich um 8:45 legte die Peniche ab. Ohne die Gäste, die kamen gerade erst von hinten wieder angeschwebt. Sie sind dann zu Fuß dem Schiff gefolgt, aber auch auf der nächsten Brücke sahen sie keine Möglichkeit, auf das Schiff umsteigen. Vermutlich mussten sie bis zur nächsten Schleuse laufen. Das mussten wir natürlich auch fotografieren…
Doch so friedlich weiterzufahren, war uns nicht vergönnt, da haben wir uns wohl zu sehr über die Luxusgäste lustig gemacht…
Doch davon mehr im nächsten Beitrag, der wird heißen „Getriebeschaden“…