Heute sind wir noch mal mit dem Sprinter los und haben uns in Tonnerre den Kanal de Bourgogne angeschaut. Wir wollten uns doch mal selbst ein Bild machen, nachdem wir mehrmals gehört hatten, möglicherweise sei er wegen der starken Algenbildung nicht befahrbar. Das waren allerdings nie aktuelle Kenntnisse, sondern allgemeines Wissen über die Probleme des Kanals. Im letzten Jahr war er schon ab Juli gesperrt, aber wohl mehr wegen Wassermangel als wegen Verkrautung.
Und wir hatten Glück: In Tonnerre kurbelten gerade zwei VNF-MitarbeiterInnen ein Boot durch die Schleuse – die wussten immerhin schon mal, dass Boote schon den ganzen Kanal durchfahren hatten. In der Schleuse haben wir dann die Bootsfahrer selbst angesprochen, die waren zwar erst 24km auf dem Kanal unterwegs, hatten aber keine Probleme mit dem Antrieb gehabt, nur der Seewasserfilter müsse halt alle 3 Stunden gereinigt werden. Eh‘ klar…
Am Stadtanleger lag auch noch eine Peniche, die wir dann auch angesprochen haben. Sie waren tatsächlich von St.-Jean-de-Losne herübergekommen, hatten also ca. 4/5 des Kanals hinter sich. Sie meinten, dass etwa 10% der „Biefs“, so heißen die einzelnen Abschnitte zwischen zwei Schleusen, verkrautet seien, der Rest sei noch ziemlich frei. Probleme mit der „Helice“, französisch für die Schiffsschraube, hätte es nicht gegeben.
Das erste Boot war mit 50PS unterwegs, die Peniche mit 95. Also sollte unser, zudem recht drehmomentstarker, 102-PS-DAF das ja auch hinbekommen.
Wir sind dann Richtung Migennes kanalabwärts entlang gefahren und haben noch mehrmals hineingeschaut. Ja, einzelne Stellen waren tatsächlich komplett durchwuchert, aber überwiegend gab es zumindesten eine breite Fahrrinne. So sieht das aus:
In Migennes in der Mietstation von LeBoat haben wir auch noch mit zwei Franzosen gesprochen, die morgen auf den Kanal gehen wollen. Auch sie waren recht zuversichtlich und erklärten, dass der Zeitpunkt doch noch recht günstig sei, jetzt, im Frühjahr, weil erstens die Algen noch nicht wieder im vollen Wachstum waren, und zweitens noch ein recht hoher Wasserstand im Kanal ist. Prima, genau das hatten wir uns nämlich auch gedacht, als wir uns im vorigen Jahr vornahmen, diese Strecke im Frühjahr zu fahren.
Auch wegen des Tunnels de Pouilly bekamen wir gute Nachrichten: Nach wie vor senkt die VNF auch schon mal den Wasserspiegel im Bief de Pouilly, wenn ein Schiff mit der Höhe knapp nicht klarkommt.
Noch ein Gespräch mit der Capitanerie des Hafens, um zu erfahren, wie und wo man sich denn für die Schleusungen anmelden muss, und wir fühlten uns nicht nur sicher, dass die Befahrung klappen würde, sondern hatten auch aufgrund diverser Schwärmereien über die Schönheit des Kanals von den Penichenleuten richtig Lust bekommen auf die Fahrt.
Da blieb dann nur noch der Online-Kauf der Vignette mit Gültigkeit ab morgen, und da, nach mehreren Wochen Ausfall, die Server der VNF endlich wieder online waren, klappte auch das reibungslos über das Internet. Eventuell war das aber auch schade, denn seit einigen Wochen, so hatten wir im Boote-Forum erfahren, ließ die VNF die Boote auch ohne Vignette fahren, wissend, dass der Kauf derzeit unmöglich ist? Nein, nicht wirklich, denn vom guten Willen der Schleusenleute abhängig zu sein, wäre sicher nicht so schön gewesen, und schließlich bekommt man ja auch was für’s Geld. Immerhin werden uns zwei Schleusenwärter mehrere Tage mit dem Moped begleiten und von uns per Hand 190, Schleusen, also 760 Schleusentore auf- und zukurbeln. Eigentlich unbezahlbar!
Zum guten Ende, auch wenn es nichts mit der Bootsfahrt zu tun hat, einfach weil es wirklich eine unglaublich schöne Stadt ist, noch ein paar Bilder aus Auxerre… Ich habe lange nicht mehr eine solche Vielfalt von sehr alten Häusern unterschiedlichster Bauweise gesehen, die so einfühlsam restauriert wurden. Und auch nicht eine solche Vielfalt an sehr speziellen Geschäften. Hier haben die großen Filialisten den Einzelhanden offensichtlich noch nicht verdrängt…
Die Katze hat sich leider nur bis kurz vor dem Foto durch Kraulen entspannen lassen. In der nächsten Sekunde war sie wieder unten, um uns dann jedoch noch lange mauzend zu begleiten, und als wir eine größere Straße überquerten, die wohl ihr Revierende war, noch eine Weile kläglich hinterher zu miauen… So schnell findet man in Frankreich Freunde. Nein, wir hatten keine Katzenleckerlis dabei.