Tag 2 an Bord

Nach einer wundervollen ruhigen Nacht und leckerem Frühstück widmen wir uns dem Motor. Wasser ‚raus aus dem Seewasserkreislauf, damit es uns beim Öffnen des Pumpengehäuses nicht ins Boot läuft. Gut, dass wir den Impeller nachschauen: Er zeigt mehrere Risse, eine Lamelle ist auf der ganzen Länge angebrochen. Also Auswechseln. Also ausbauen der Pumpe, denn die Impeller gehen schwer ‚raus und noch schwerer rein, jedenfalls in seitlich liegender Körperhaltung mit nur einer freien Hand und nur schrägem Blick. Der Ausbau ist aber nicht schwierig, und nach ca. 2 1/2 Stunden ist alles wieder zusammen.

Motorstart… Er braucht eine Weile des Orgelns, sicher ist hier und da Luft in die Dieselsaugleitung gelangt, doch dann kommt er und läuft ruhig und stetig, wie wir es von ihm gewohnt sind. Rauch gibt es natürlich am Anfang ganz ordentlich, aber der legt sich auch nach einigen Minuten. Alles wie immer… Die Seewasserpumpe tut, was sie soll, das Kühlwasser sprudelt brav aus dem Auspuff, die Auspufftemperatur bleibt gering. Da steht der Abfahrt ja nicht mehr viel im Wege!

Doch halt, beim Bewegen des Gashebels in Richtung Leerlauf kommt ein knirschendes Geräusch aus der MMC, das ist die elektronisch-mechanische Steuerung, die die Steuerbefehle der Gashebel über Bowdenzüge an den Motor weiterleitet. Da hatten wir noch nie reingeschaut. Robuste Schiffstechnik aus der Berufsschifffahrt, unkaputtbar. Nun schauen wir hinein – ein wenig Fett auf die Gewindeschnecken, die die Bowdenzüge ein- und ausschieben, und das Geräusch ist weg.

Nun noch die Rückschaukamera nebst zugehörigem Bildschirm-Tablet, Funkgerät, AIS-Transceiver, Navigationssoftware auf dem Navitablet und die Kommunikation dieser Dinge miteinander getestet – check.

Das Boot ist startklar!

Wir werden morgen und übermorgen noch die Toilette reparieren und einmal mit dem Auto nach Migennes fahren. Dort vermietet Locaboat seine schwimmenden Wohnmobile, und „Dominique“, so verrät uns der französische Bootseigner eines weiteren Nachbarbootes, kennt sich mit der Situation auf dem Canal de Bourgogne prima aus. Wir sollen ihn auf jeden Fall vorher befragen, es könne gut sein, dass der Kanal unbefahrbar ist – auch wenn er nicht gesperrt ist und die Schleusen laufen: Der Kanal wächst jedes Jahr mehr mit Algengewächsen zu, so dass man zu manchen Zeiten kaum noch navigieren kann und auch der Motor kaum noch die Schraube anzutreiben vermag.

Es wäre schade, wenn der Kanal unbefahrbar wäre, aber es gibt die Alternative, bis Paris zurückzufahren und von dort über die Marne und Kanäle zur Mosel zu gelangen. Also kein Grund zur Panik…

Durch den Tunnel de Poully sollten wir immerhin passen, ich habe mal unser Boot in das Tunnelprofil gezeichnet. Es sollten oben an den Außenecken der Flybridge je ca. 30cm bis zur Tunnelwölbung bleiben. Er ist „nur“ ca. 1km lang, vorsichtig gefahren also nach 15min. durchfahren. Das werden wir aber auch zur Sicherheit mit Dominique besprechen. Es hängt ja auch vom Wasserstand im Kanalabschnitt ab, und der soll zurzeit recht hoch sein.

Für (Pfingst-)montag haben wir dann dem Hafen unsere Abreise angekündigt. Unser Auto werden wir noch im Hafen geparkt lassen, bis wir mit dem Boot in Deutschland sind, dann mit einem Mietwagen den Sprinter abholen und ihn nach Hause bringen. Dort können wir uns dann auch die zweite Impfung abholen und dann entspannt unsere Bootsreise, beginnend auf dem Rhein, fortsetzen. Wobei – der Rhein – entspannt? Man hört anderes… Aber das ist noch weit weg.