So, auch dieses Abenteuer liegt hinter uns. Wir brauchen wirklich keine Kirmes dieses Jahr, nach dem 70m-Fahrstuhl nun noch eine Geisterbahn, und das jeweils mitsamt unserer Wohnung!
Unseren Wecker hatten wir auf 7.00 Uhr gestellt, aber freundlicherweise hat uns der Entenschwarm, der uns umgab um 6:54 mit einer laut geführten gequakten Diskussion geweckt. Ein paar Gänse haben auch mitgemacht, und zwischendurch piepste noch der Eisvogel. So ist Wecken doch schön!
Gegen 8:00 fuhr ein Berufsschiff von 60m Länge los, die Ushuaia. Da die Schleusen im Canal du Nord 5x90m groß sind, passten wir da noch hinter, und so wurde das Schiff unser Tour-Guide für den Tag. Wir hatten unsere Mitfahrt gleich als er loslegte mit ihm per Funk abgesprochen, und er gab ein herzliches „Oui oui, pas de probleme“ zurück.
Es ist wirklich beeindruckend, wie die Jungs ihre Schiffe in die Schleusen bugsieren. Die sind nämlich nur 60cm breiter als der Schiffstyp. Er war in den Schleusen sehr rücksichtsvoll und hat nur vorsichtig mit seiner Schraube gearbeitet. Wir hatten gut zu tun, aber den Schleusentyp kannten wir ja schon von gestern und hatten uns eine bessere Strategie überlegt als wie gestern die Leitern zu benutzen.
Fällt Dir was auf beim den letzten beiden Bildern? Richtig. Sie sind von uns aus nach hinten fotografiert und zeigen die Ausfahrt der Ushuaia. Vor der Schleuse Nr. 8 hat er uns angefunkt und gesagt, dass wir von nun an vor ihm in die Schleusen sollten. Das haben wir natürlich auch gemacht, aber erst mal mit einem mulmigen Gefühl: Der Bug von dem Schiff lag so hoch, dass er gar nicht nach vorn schauen konnte (4. Bild)! Und dann war auch noch sein Auto vor seinem niedrigen Steuerhaus geparkt! Und nein, er hat keine Kamera am Bug! Trotzdem kam er sauber 10m hinter uns zum Stehen. Und warum nun wir vorn? Er würde nach der Schleuse 8 wenden. Ach so, um dann dort irgendwo anzulegen, alles klar. Doch Irrtum: Der Kerl ist doch tatsächlich die nächsten 15km durch weitere 4 Schleusen rückwärts gefahren! Denn nach der letzten musste er an den Kai, und da und bis dahin gibt es keine Wendemöglichkeit. Dass er auch nach hinten nicht schauen konnte, wegen seines Beibootes und einer zugeklebten hinteren Fensterscheibe, sei nur nebenbei erwähnt. Wie kriegen die Jungs das nur hin!?
Nun aber zurück zum eigentlichen Höhepunkt – dem Tunnel. Immer der Ushuaia folgend, näherten wir uns dem Tunnel. Viel langsamer voraus war uns die Ostara gefahren, die Ushuaia hat sie auf der letzten Geraden mit 14km/h überholt. Wir hatten genug „Angst“ vor dem Tunnel, um hinter der gemächlichen Ostara bleiben zu wollen, doch die beiden hatten schon ausgemacht, dass sie uns zwischen sich nehmen, und so lud uns die Ostara ein, noch mit vorbeizufahren. Das sollte sich als Glück erweisen, denn sie fuhr im Tunnel tatsächlich nur etwas um die 3km/h – so langsam können wir auf Dauer gar nicht fahren, ohne ständig ein- und auszukuppeln.
Der Rest ist schnell erzählt, denn alles war ganz easy. Da es im Tunnel keinerlei Wasserbewegung gibt, ist das Geradeausfahren sehr einfach, zudem gibt es auf beiden Seiten gummierte Leitplanken. Wir sind aber nirgendwo angestoßen. In der Mitte der Strecke wird der Tunnel dann für 1/3 der Länge zweispurig, eine rote Ampel hielt die Ushuara und uns an, und wir mussten den Gegenverkehr abwarten.
Nach ca. 45min waren wir wieder am Tageslicht und fünf Schleusen weiter am Tagesziel.
Und so haben wir heute tatsächlich 40km, 11 Schleusen von 6m Höhe und den langen Tunnel geschafft und liegen nun bei Peronne, gleich vor einem wunderschönen schweizer Schiff etwa 100 Jahre alt, schön bemalt und mit vielen Blumenkästen verziert. Mit denen gibt’s gleich noch einen Erfahrungsaustausch über Paris- und Belgiendurchfahrt.
Denn morgen geht es weiter über den weiteren Canal du Nord in die Oise und die Sein nach Paris. Das wird dann das nächste Highlight.