Tja, mit Blick auf das Damoklesschwert steigender Corona-Zahlen geben wir nun ziemlich Gas, schade um die schönen Gegenden, die wir durcheilen. Heute haben wir die Escaut canalise und den Canal de la Sensee durchfahren und sind bis zur zweiten Schleuse des Canal du Nord gelangt, vor der wir an einem Halte Fluvial übernachten.
Die letzte Nacht war recht übel – im Hafen von Valenciennes, den uns jemand als richtig schön geschildert hatte. Pustekuchen: Wir konnten nicht vom Steg weggehen, kamen nicht an Strom oder Wasser, und wurden am Morgen um 6:30 von extrem lauten Baumaschinen geweckt, die gleich neben dem Hafenbecken schufteten. So sind wir denn wieder früh, um 7:30 losgefahren.
An der ersten heutige Schleuse konnten wir dann auch die Vignette kaufen, die man braucht, um in Frankreich Boot zu fahren. 1 Monat bei unseren 13 Metern kostet stolze 153 Euro! An der ersten französischen Schleuse „Condé“ hatten wir gestern nur ein Bestätigungsformular erhalten, dass wir uns gemeldet haben.
Die Gewässer werden immer schöner, in den Canal du Nord sind wir heute sogar kurz eingetaucht bei sommerlicher Wärme.
Wie sich die ersten Urteile doch ändern… Eine Sportbootwartestelle vor den Schleusen haben wir nur gestern an der allerersten gesehen, seitdem heißt es, irgendwie mit den Berufsschiffspollern klarzukommen. Die Schleusen sind zwar technisch besser in Schuss als die belgischen, aber es werden immer weniger Poller darin – die erste im Canal du Nord hatte nur noch welche auf utopischen 4 m Höhenabstand, so dass wir bei 6,50m Hub mit einer Leiter auskommen mussten. Das wird auch die nächsten 11 Schleusen so bleiben. Es sind die anstrengendsten Schleusen unserer bisherigen Reise, weil das Wasser darin auch noch richtig in Bewegung ist und schnell ansteigt, so dass wir mit dem Taue umlegen kaum hinterherkommen. Und auch das Urteil von den nicht netten französischen Binnenschiffern muss ich revidieren: So viele haben uns noch nie mit einem herzlichen Lächeln aus ihrem Steuerhaus herab zugewunken, in der vorigen Schleuse gab es sogar eine nette Unterhaltung mit dem bärtigen, vollbäuchigen Kapitän, der mit seinem Schiff auch schon mal bis Hamburg war und demnächst nach Brandenburg fährt.
Doch die erste hielt noch eine Überraschung für uns bereit: Wegen des schönen Wetters waren wir vom Oberdeck aus gefahren. Als sich das Einfahrttor nach oben gehoben hatte, hieß es, im Eiltempo oben alles wegnehmen, was nicht nass werden darf: Aus dem Schleusentor ging ein Regenvorhang nieder, der auch nicht nachließ in vertretbarer Wartezeit.
Nun liegen wir an einem friedlichen Plätzchen vor der zweiten Schleuse und erwarten den morgigen, schon wieder aufregenden Tag: 6 Schleusen aufwärts mit je 6,5m Hub, und dann der über 5km lange Tunnel, dessen Durchfahrung etwa 1 Stunde dauern wird. Wenn nicht in der Ausweichstelle in der Tunnelmitte Gegenverkehr abzuwarten ist… Spektakulär und hoffentlich mit wenig Schrammen am Boot. Im besten Falle kommen wir bis Peronne, aber zwei Tunnel und 11 Schleusen, das geht nur mit sehr viel Glück an einem Tag.