Holland ist doch schön!

Die leichte Klage des ersten Holland-Tages nehme ich ausdrücklich zurück… Die nächsten Etappen waren abwechslungsreich und entspannt, mit meist nur einem weiteren Boot in den Schleusen.

Wir passieren unsere erste nur 3,50m hohe Brücke – das Maß, das bei der Auswahl des richtigen Schiffes für unsere Rundreise und bei der Konstruktion unseres Klappbaren Verdecks maßgebend war. Denn dies ist die Höhe der allermeisten Brücken an den kleineren französischen Kanälen. Und alles passt – prima. Wir hatten auch noch mal genau nachgemessen und festgestellt, dass unser höchster feststehender Punkt tatsächlich nur 3m über der Wasseroberfläche ist, nicht, wie angenommen fast 3,3m. Prima! Die Brücke auf dem Foto kann übrigens nicht höher gehoben werden, obwohl das ja ganz danach aussieht…

Zunächst ging es durch ein ausgedehntes Moorgebiet, das als riesiges Freilichtmuseum erschlossen wurde. Man fährt mit dem Boot mittendurch, auf winzigen Kanälchen, mit zahlreichen Knicks und Kurven, und dem Blick auf die vorbeibleibenden Gebäude und Gerätschaften zum Thema Torfabbau und -Transport. Vor allem aber ist das ganze ein paradiesischer Landschaftspark.

Über eine zweistufige Schleuse werde wir aus dem Gebiet herausgehoben, nur um wenige Kilometer Später wieder mehrere Meter hinabgeschleust zu werden. Einmal über den Berg, soweit man in Holland von Bergen sprechen will. Die Strecke ist erst 2006 gebaut worden, sie hat uns viele km erspart.

Bald darauf werden die Kanäle größer, hier können vom Rhein her Berufsschiffe hingelangen. Tatsächlich hat Holland, wohl als einziges Land der Welt, sein flächendeckendes Schifffahrtswegenetz nicht mit Einzug von Eisenbahn und Straße vernachlässigt, sondern konsequent unterhalten, modernisiert und weiter ausgebaut, so dass heute praktisch ganz Holland bis an die deutsche Grenze hin auch mit Schiffen versorgt werden kann.

So richtig viel ist in diesem Bereich noch nicht los, die Menschen genießen das Leben an den Kanälen und lassen auch unbesorgt ihre Kinder darin baden. Die Häuser zeugen vom überdurchschnittlichen Wohlstand der Holländer, auch wenn das eine oder andere Haus offensichtlich nicht hinreichend fundamentiert wurde – wir sehen mehrere Häuser, deren kanalwärtigen Fassaden notdürftig, ober dauerhaft abgestützt sind.

Da das Thermometer inzwischen nachmittags bis auf knapp 40° klettert, sind wir auch sehr froh, dass das Kanalwasser, anders als wir es im ersten Ort wahrgenommen hatten, sehr sauber ist, und kühlen uns mehrmals täglich nach der Fahrtetappe darin ab.

Wir beenden den Tag in einem kleinen, kostenlosen Passantenhaven am Twenthekanal. Morgen wird es wieder spannender: Es geht auf die obere Ijssel. Das wird die erste Strecke, die wir befahren, auf der es Strömung, enge Kurven und viel Berufsschifffahrt gibt. Und wir müssen auch noch bergan. Die Berufsschiffe sind ca. 3km/h schneller als wir, werden also überholen wollen. Das ist, als würden die PKW’s auf der Autobahn nur 80 fahren, die LKW’s aber 90… Allerdings ohne Mittelstreifen… Und da die bergfahrenden Schiffe gerne die Innenseite der Kurven benutzen (da dort weniger Strömung ist), fahren sie Linkskurven im Linksverkehr, was sie dem Gegenverkehr mit einer blauen Tafel anzeigen. Ob die Freizeitschifffahrt das mitmacht oder nicht, auf welcher Seite es am Ende eng wird, und wo genau die Seiten getauscht werden, dafür gibt es keine festen Regeln… Bitte Daumen drücken, dass wir auch das hinbekommen!