Warten auf Sonne, mit Möven…

Nicht lange her, da warteten wir auf Regen… Das hat dann ja auch schließlich geklappt. Nun haben wir die Küste fast erreicht und liegen in Bad Schwartau – mit Blick auf die Kanaltrave, auf der Schiffe von der Ostsee nach Lübeck einlaufen. Und hier warten wir nun darauf, dass das Wetter wieder stabiler wird. Denn bei 5 und mehr Windstärken trauen wir uns noch nicht hinaus auf’s Meer, um durch den Fehmarnsund nach Kiel zu fahren.

Noch besser wäre es sicher, in Travemünde zu liegen, dort nehmen die Häfen aber um die 30€ für eine Nacht… Hier liegen wir beim Stettiner Yachtclub für 11€. Naja, der Markt bestimmt den Preis.

Die Fahrt von Lauenburg führte uns durch den Elbe-Lübeck-Kanal, eine sehr entspannte Fahrt durch insgesamt 7 Schleusen, mit Pause in Mölln, wo wir zwei Tage verbrachten. An einem davon ging es mit dem Fahrrad nach Ratzeburg, wo wir wieder mal einen alten Bekannten besucht haben.

Am anderen Tag haben wir unser Wasserwerk repariert, die Teile waren wie geplant bei einem Möllner Yachtclub angekommen. Zum Einbau habe auch ich, Knut, mich mal wieder in den Schiffsbauch gezwängt:

Auf der Weiterfahrt haben wir dann noch eine Nacht an der Donnerschleuse übernachtet, dort kann man kostenfrei liegen. Die Schleusen des ELK sind ganz spannend: Sie arbeiten komplett ohne Strom – die Antriebskraft für die Tore und Schütze wird aus dem Wassergefälle gewonnen und in Luftdruck umgesetzt, die Schleusenwärter öffnen und schließen mit dicken gußeisernen Handräder Luftventile, und an den Toren gibt es schlürf- und Prustgeräusche. 100 Jahre alte Technik ohne Fehl und Tadel. Hier gibt es die Beschreibung dazu, vom Erfinder selbst, Herrn Hotopp: http://www.rondeshagen.com/Hotopp_Schleusen.html .

Zudem sind es zum Teil Sparschleusen – bei denen wird bei Talschleusungen die erste, „obere“ Hälfte des Schleuseninhaltes in ein Becken neben der Schleuse laufen gelassen, das dann für die erste, „untere“ Hälfte der Bergschleusung wieder verwendet wird. Der ELK ist nämlich ein Kanal, der erst hinauf nach Mölln und dann wieder hinunter zum Meer bzw. zur Elbe führt. Und oben gibt es logischerweise wenig Wasserzulauf, deshalb ist Wasser Sparen hier besonders wichtig. An der höchstgelegenen Schleuse wird außerdem im Winter Wasser in Speicherbecken gesammelt.

Zu jeder Schleuse gehört ein Schleusenwärterhaus. Dort haben die Wärter früher mit ihren Familien gewohnt und das Amt auch meist an ihre Söhne vererbt. Die Schleusen heißen nicht nach den Orten, sondern nach den Familien. Heute sind sie immer noch wunderschön, aber haben nichts mehr mit der Schleuse zu tun, die Schleusenbediener sind recht junge Leute im Schichtdienst, die augenscheinlich Spaß an ihrer Arbeit haben.

Nach der letzten Schleuse taucht recht bald Lübeck am Horizont auf, und gar nicht viel später ist man schon in den weiten Gewässern des Hafens.

Hinter der letzten Brücke (die Eisenbahnhubbrücke auf dem vorletzten Bild, die übrigens auch ohne externe Energiezufuhr zu betreiben ist) heißt es: Deutschlandfahne ans Heck gesteckt. Denn ab dort befindet man sich nicht mehr auf Binnenwasserstraßen, sondern auf Seewasserstraßen, mit anderen Regeln, Hupsignalen, Lichtzeichen… Und Fahnenführung.

Maria freundet sich gerade so richtig mit Schleswig-Holstein an und ist ganz überrascht von den schönen Landschaften hier. Da ist aber Ostholstein ja auch wirklich eine Perle: Wälder auf Hügeln, dazwischen idyllische Seen und wunderschöne mittelalterlich alte Städtchen – was will man noch…

Und es tut so gut, dass Dich die Leute, denen man auf dem Radweg begegnet, in die Augen schauen und freundlich grüßen und sich bedanken, wenn man ihnen Platz macht. Und der Hafennachbar einem ein fröhliches herzlich willkommen zuruft. Und die Bäckereiverkäufer nicht gleich unwirsch werden, wenn man einen Moment überlegt. Und die Hunde – von einer unangenehmen Begegnung gestern einmal abgesehen, ihren Haltern nicht zur Stärkung ihres schwachen Egos dienen, sondern zur Freude.

Gestern gab’s dann die Radrunde durch Lübeck. Eine wirklich schöne Stadt, voller Mittelalter, voller Menschen, voller Läden – wir haben nicht einen einzigen Leerstand gesehen. Spannend: die Altstadt ist von Zweigen der Trave umringt. Man kann mit Mietböötchen im Kreis darum herum fahren – ohne Schleusen. Die Altstadt inmitten dieses Ringes liegt einige Meter höher, und darin gibt es einen See, der über ein Mühlenwehr auf einer Seite in die Trave hinab ausläuft. Nun dürft Ihr mal Raten, wie das Wasser IN den See HINEINkommt?? Nein, da wird nichts gepumpt, und Regenwasser reicht nicht für den Antrieb der Mühle…

Nun also warten wir auf Wetter, bei dem wir uns hinaustrauen auf’s Meer. Dabei unterstützen uns Möwen und andere Vögel, sehr zur Freude von Maria, der Möwenfreundin…

CC BY-SA 3.0, me, Bamse — Travail personnel Black-tailed gull (Larus crassirostris) in Japan
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