Auf geht’s Richtung Westen! Und nicht, wie gedacht, über den -auf langen Strecken doch recht langweiligen – Mittellandkanal und Elbe-Seiten-Kanal,
sondern doch über die Elbe. Die steigt nämlich seit dem 14.6., und steigt,
und steigt. Wer hätte das gedacht! Hätten wir uns geärgert, wenn wir im Mai die Geduld verloren und für 3000,-€ einen Schwertransport durchgeführt hätten! Und nun werden wir noch einmal von der Elbe belohnt und dürfen die wunderschöne Mittelelbe hinab fahren, mit sagenhaften 15 km/h, weil die Elbe schon selbst 5km/h mitbringt.
Mit kaum mal weniger als 1m Wasser unter dem Kiel folgen wir aufmerksam dem Hin und Her der Elbefahrrinne, immer mit dem Blick auf die Uferkennzeichen, die der Schifffahrt verraten, wann welche Flussseite tief genug ist. Wie das funktioniert? Ist hier unter Kapitel VI erklärt. Man muss sich wirklich gut daran halten, fährt man zu spät auf die andere Seite oder verpasst einen Übergang, rumpelt man mit Sicherheit auf Sandbänke, Buhnen oder Strände.
Apropos Schiffahrt: In den ersten sechs Stunden, in denen wir die 80km von Parey bis kurz vor Wittenberge, genau gesagt bis Hinzdorf, zurücklegen, begegnen uns ein Kanu und zwei Sportboote. Ansonsten sind wir in den Weiten der Elbe ganz und gar allein. Und Weiten sind es: Zum ersten Mal erleben wir die Elbe bei mittlerem Wasserstand, nur die Buhnen schauen noch heraus, die Strände dazwischen sind weitgehend überspült.
Ansonsten begleitet uns Vogelgesang von Nachtigall über Kranich, Kuckuk und Lerche bis Star und Sperling.
Am Ende des Sonntags wollten wir eigentlich in Wittenberge in den Hafen, aber kurz davor liegt ein ordentlicher Steg vor Hinzdorf, mit einem großen Schild „Bootsanleger“. Ein Angler macht äußerst unwillig Platz, schaut dann zu, wie wir seehr vorsichtig an den Steg manövrieren, und rührt keine Hand, sondern beobachtet grimmig, wie Maria sich abmüht, die Leine an den Steg bekommt… Unfassbar, wie stumpf Menschen sein können. Sehr behutsames Annähern an den Steg ist unumgänglich, denn weder wissen wir, wie tief es davor ist (über 2m, zeigt sich!), noch wie die Strömungsverhältnisse sind. Denn zwischen den Buhnen dreht der Elbstrom muntere Pirouetten und strudelt bis hin zur Rückwärtsbewegung. Unsere 20to schwere Elodie III nimmt das alles aber doch sehr gelassen.

Oben im Dorf muss man dann, informiert ein Schild, an einem Haus klingeln, dort lädt uns ein netter Senior in seinen Garten, bittet uns Platz zu nehmen, und holt den Quittungsblock, um uns unsere 6 Euro Gastliegegebühr zu bestätigen. So schön und für so wenig Geld haben wir noch nicht gelegen (von den konstenlosen freien Anlegern an MLK und EHK abgesehen, natürlich).
Montag gibt’s dann per Fahrrad einen Morgenausflug nach Wittenberge, wo Knut gleich zur Öffnung kurz zum Zahnarzt muss, am Nachmittag radelnd wir dann noch mal los, in die andere Richtung, nach Rühstedt, das bekannte Storchendorf, in dem auf den Hausdächern ca. 30 Storchenpaare ihre Jungen betreuen. Toll anzusehen!
Und interessant, wie dieses Dorf es verstanden hat, die Chance, die ihnen die Natur da geschenkt hat, zu nutzen und sehr erfolgreich einen sanften Tourismus zu etablieren. Es wirkt so, als hätten dort alle verstanden, wie gut diese Störche für das Dorf sind.
Weil es sonst so wenig Bilder gibt, hier mal einen ganze Bildergalerie der letzten Tage.
Wir verlassen den Elbe-Havel-Kanal in den Pareyer Verbindungskanal wo täglich Schiffe Sand für Berlin laden bis zur Schleuse Parey deren raffiniertes Klapptor den Weg zur Elbe freigibt Und da ist sie – der Weg zur Nordsee ist frei! Abendessen in Hinzdorf Eine Ringelnatter schwimmt vorbei
Morgen geht es weiter nach Hitzacker, dann nach Lauenburg und Lübeck.
Nach Mölln haben wir noch einen Satz Dichtungen für unser Wasserwerk bestellt, genauer: das Wasserdruckwerk, das das Tankwasser auf Leitungsdruck bringt. Es ist eine 30 Jahre alte Speck-Pumpe, die schon seit ca. 1957 bis heute quasi unverändert gebaut wird… Sie verliert recht schnell den Druck und muss deshalb immer wieder anspringen – das kostet Batteriestrom…