Der Morgen danach… hatte sich um Mitternacht schon durch eine kurze Phase knirschend-schabender Geräusche angekündigt:
Wir waren eigentlich überzeugt, beim Ankern alle Sorgfalt walten gelassen zu haben. Genug Abstand vom Flachwasser, auch für den Schwoibereich, Heckanker Richtung tieferes Wasser, um schwoien gen Flachwasser gänzlich zu verhindern, und natürlich bei als leicht steigend angekündigtem Pegel. Auch die GPS-Ankerwache war selbstverständlich eingeschaltet. Alles richtig gemacht?? Das Boot hatte denn auch 5 Stunden wie ein Stein am gleichen Ort gelegen, so dass wir entspannt schlafen gegangen waren.
Und doch war der Anker auf einmal, um Null Uhr, einige Meter gerutscht. Und wir lagen nun mit voller Breitseite gegen eine Sandbank, auf der anderen Seite drückte die Elbströmung quer gegen das Boot. Die Versuche, uns mit eigener Kraft dort fortzuschaffen, sind vollends gescheitert. Auch das ja für Donnerstag angekündigte steigende Wasser war nun eher eine Gefahr, als dass es Hilfe versprochen hätte: Die Strömung hätte uns immer weiter quer auf die Sandbank gehoben, und bei dem am nächsten Tag schon wieder sinkenden Pegel hätten wir dann auf der Sandbank gethront, vielleicht bis zum Herbst!
Die Rettung zeigte sich auf http://www.marinetraffic.com: Von Schönebeck war die „Amsel“ unterwegs in Richtung Barby, ein Schubschiff des Wasser- und Schifffahrtsamtes. Über einen hilfreichen, hier nicht namentlich zu nennenden Umweg bekamen wir die Handynummer von Olaf, dem Schiffsführer, der sich dann noch das Ok von seiner Chefin hat holen lassen. Drei Stunden später war er an seinem Zielhafen Barby vorbei noch bis zu uns hoch gekommen, mit einem Baggerponton vornedran. Seine Leute haben uns ein Tau zugeworfen, ein kurzer Zug, und wir waren wieder frei. Danke, Olaf und WSA!

Beeindruckend, wie fein sich so ein schwerfällig aussehendes Ding in den Wirbeln der Strömung dirigieren lässt, wenn man es kann!
Leider gibt es zwischen Barby und Magdeburg-Rothensee keine Möglichkeit, bei niedrigem Wasser anzulegen. So blieb uns, wenn wir nicht ein weiteres Mal Ankern wollten, nur übrig, es doch bis über den Domfelsen zu riskieren, auch wenn der Wasserberg aus Dresden es erst bis Torgau geschafft hatte. Die Saale hatte aber über Nacht die Elbe bei uns um immerhin 5cm angehoben, und damit war der Pegel Strombrücke wieder auf 77cm. Damit müsste es nach den Ergebnissen unserer Messfahrt mit der Cascade am Samstag möglich sein, über die flachste Stelle unterhalb der Fähre Westerhüsen hinwegzukommen.
Es blieb also spannend… Dort sind wir tatsächlich einmal über Sand geschlurrt, wir hatten uns eigentlich treiben lassen, mussten aber zwecks Kurskorrektur einmal kurz einkoppeln, und schon schaufelte der Propeller Sand statt Wasser… Die Flachstrecke dort ist nur ca. 50m lang, und wir waren schnell drüber hinweg.
Der Domfelsen selbst ist zwar mit seinen Stromschnellen, in denen man das Boot nur noch in der richtigen Richtung halten kann, aber keine Möglichkeit hat, zu bremsen oder kurzfristig auszuweichen, immer wieder Grund zu Nervosität, aber auch schnell vorüber – man erreicht bei niedrigster Drehzahl 15 km/h!
Die Niedrigwasserschleuse in den Rothenseer Verbindungskanal hat uns dann zügig aller Wassertiefensorgen enthoben, und auch die Schleuse Rothensee hat uns sofort abgeholt (was für einzelne Sportboote angesichts der ungeheuren Wassermengen, die zu bewegen sind, um große Schiffe um ca. 16m hoch zu heben, nicht selbstverständlich ist), und so hatten wir am Abend endlich, endlich unser Ziel erreicht!!!

Schleusenluxus: Die in der linken Wand eingelassenen Schwimmpoller ersparen einem das ständige Umlegen der Taue von Festpoller zu Festpoller:

Und so genossen wir den ersten Abend auf dem Mittellandkanal, gleich auf dem – wegen seiner grandiosen Aussicht wunderschönen – Sportbootliegeplatz gleich oberhalb der Schleuseneinfahrt:
