Rückschlag, aber richtig

Alles im Zeitplan: Unsere Wohnung ist schon ziemlich leer, das Boot weitgehend eingeräumt und wir sind im Kopf und ganz real schon eingezogen. Und in drei Wochen sollte es losgehen.

Letzte Woche noch ordentlich Inspektion gemacht, Keilriemen, diverse Filter und Impeller gewechselt und natürlich das Motoröl.

Und da kam der Schreck. So viel Pech kann man doch gar nicht haben. Der DAF575 gilt doch als unkaputtbar. Und er läuft wie die Nähmaschine, raucht kaum, springt immer sofort an. Und dann das::

Das ganze Motoröl ein einziger grauer Schleim. Alles voller Wasser. Und dann Tag für Tag eine andere Hoffnung auf einfache Ursachen zerschlagen. Nein, der externe Ölkühler ist dicht. Das viele Kondenswasser im Ventildeckel? Nein, denn nach der vierten Motorspülung mit billigem Öl ist klar: Da gibt es eine Verbindung im Motor zwischen Ölkreislauf und Kühlwasserkreislauf. Denn wir haben bei jeder Spülung nach ca. 1 Std. Motor-warmlauf mehr Öl herausgeholt, als wir hineingefüllt hatten. Und auf dem Kühlwasser schwimmt ein dicker Ölfilm.

Na dann: Zylinderkopf runter. „In zwei Stunden habt Ihr den ab“, ermuntert uns unser Bootsservicemensch. Von wegen. Am Freitag haben wir alle Flüssigkeiten wieder abgelassen und Auspuffkrümmer mit Kühlwasserausgleichsbehälter sowie den Ansaugkrümmer ab. Am Samstag dann noch eben die Lichtmaschine und die Dieselfilter, die am Kopf befestigt waren, und die Wasserpumpe. Auf dem Zylinderkopf dann noch die Kipphebelwelle demontiert, um an die 14 Muttern, mit denen der Kopf aufgeschraubt ist, heranzukommen. Englisches Gewinde: 11/16″! Immerhin eine 1″-Schlüsselweite, eine Nuss dafür findet sich schließlich im Werkzeugbestand des Bootsservices. Ja, die Muttern gehen los.

Doch zu früh gefreut: Den Rest des Samstages verbringen wir mit dem vergeblichen Bemühen, den Kopf abzuheben. Nichts bewegt sich. Mit dem Wagenheber Vorspannung, WD40 auf den Stehbolzen, mittels Holzklotz ringsum mit dem 2kg-Fäustel draufdengeln: Der Kopf bleibt fest. Ursache ist wahrscheinlich ein (oder mehrere, aber bei einen sieht man’s auch) Stehbolzen, der in der durch den Zylinderkopf führenden Bohrung festgerostet ist.

Am Ende des Tages sind wir unendlich geschafft und resigniert und sehen unser Vorhaben in Frage gestellt. Wegen einer Schraube. Nach zwei Jahren Arbeit. Zwei Wochen vor dem Start.

Wie es weiter geht, wissen wir zurzeit noch nicht. Die Küche liegt voller demontierter Motorteile. Unser Liegeplatz ist ab 1. April anderweitig vergeben. Das Boot ist manövrierunfähig. Der Bootsservice hat ein volles Auftragsbuch und kann uns zwar wie schon so oft raten und auch mal tatkräftig unterstützen, aber mehr geht nicht. Und irgendwann in ein oder zwei Monaten wird womöglich auch die untere Saale und der Magdeburger Domfelsen wieder unpassierbar werden…

Jammern im Booteforum (https://www.boote-forum.de/showthread.php?p=4909063&posted=1#post4909063) löst eine Welle der Ermunterung, hilfreicher Tipps und Hilfsangebote aus. Das tut immerhin gut. Nächste Woche werden wir weiter mit der Schraube kämpfen… Wenn sie nicht rausgeht, oder wenn sie rausgeht und wir nicht die Zylinderkopfdichtung als alleinige Ursache für das Wasser im Öl bestimmen können, brauchen wir einen neuen Motor oder müssen unseren überholen lassen.

Aber wie bekommt man eine halbe Tonne Motor am Flussufer heraus??? Mal ganz davon abgesehen, dass das sämtliche Zeit- und Geldpläne sprengen würde.