Nicht losgelassen hat uns die Frage der Antriebswellenfettung. Denn das Nachziehen der Brille geht ja nur einige Male – dadurch gleicht man den Verschleiß der Dichtungspackungen aus, aber irgendwann müssen dann halt auch neue Packungen rein.
Ein bisschen Rechnen ergibt: Mit den noch verfügbaren Gewindegängen würden wir, wenn wir ca. alle 100 Stunden eine viertel Umdrehung nachspannen, nicht über unsere Reisezeit hinwegkommen. Somit müssen wir noch das Lager öffnen, alte Packungsschnur herausholen und neue Lagen einsetzen.
Denn das unterwegs wollen wir möglichst nicht bearbeiten müssen: Zu unzugänglich ist das Lager, denn der Generator ist quasi komplett darübergebaut. Und es ist ein massiver 10kW-Generator auf eineschweißtem U-Träger-Rahmen…

Also erwartet uns eine echte Herausforderung. Tief unten in der für den Generator abgeteilten Teil des Maschinenraums reichlich Anbauteile des Generators demontieren, bis hin zum Auspuffkühler, und dann, unten zwischen den Füßen, gebückt im engen Schaft, so eng, dass man nicht gleichzeitig hantieren und hinschauen kann, unter dem Generator, einen 10mm dicken 50x100mm großen U-Träger beidseitig durchtrennen. Hab‘ ich mich gequält – und meinen Rücken erst… Oben im Bild liegt das gute Teil. Hurra!
Wie immer, kam dabei gleich die nächste Baustelle in Sicht: Als wir nämlich zwecks Abbau der Leitungen zum Entleeren des Seewasserkreislaufes den Filterdeckel öffneten, kam uns Wasser entgegen. Nanu, wieso ist da denn Druck drauf? Die Überraschung: Der Filter ist UNTERhalb des Wasserspiegels montiert! Befestigt auf dem Stehrohr vom Borddurchlass mit einem recht morschen Gummischlauch, und aus Plastik konstruiert, der Deckel transparent und eher spröde. Das durfte so nicht bleiben!

Ihn höher zu bauen, war ein überschaubarer Aufwand – neue, längere Schläuche und eine Stahlplatte mit geeigneten Bohrungen, um ihn weiter oben zu befestigen.
Wäre der Schlauch rissig oder der Plastikdeckel undicht geworden – das Boot wäre erst gemächlich, dann immer schneller untergegangen! Auch hier: Glück gehabt, es vorher zu entdecken.
Doch es sollte noch schlimmer kommen: Bei unserem nächsten Herbstbesuch fällt Maria, die so langsam zur sachverständigen Beinahekatastrophenentdeckerin wird, auf, dass in der Bilge schon wieder Wasser steht, und auch, wo es herkommt: Aus dem Flansch, mit dem der Auspuff an den Motor (an den Auslass des Auspuffkühlers) angeflanscht ist. Naja, eine undichte Dichtung ist ja an sich kein Problem. Aaaaber:
Wie, bitte, kommt da Wasser hin? Wir sind noch im trockenen Teil des Auspuffs – vor dem nach oben gerichteten Rohrbogen, der den Teil vom nassen Teil, in den der Seewasserkreislauf eingespült wird, trennt! Und wenn da Wasser ist – ist es dann nicht auch am Motor, bzw. über die Auslassventile dann im Motor? Und wieso funktioniert der Motor dann noch und hat nicht längst einen Wasserschlag erlitten??
Wie das Wasser da hin kommt, ist bald begriffen: Auch der Seewasserfilter der Hauptmaschine ist UNTER der Wasserlinie, und auch der schon erwähnte Rohrbogen ist keineswegs hoch genug – erst wo der Auspuff dann nach Außenbords geleitet wird, ist das System erstmalig über der Wasserlinie. Siehe die nachfolgende Skizze:

(Am Bordeinlass ist unten natürlich noch ein Absperrhahn, der fehlt auf der Skizze).
Nun muss man nicht sehr lange überlegen, was passiert. Das Wasser füllt nach und nach das gesamte Auspuffsystem. Auch rückwärts in Richtung Motorblock, wenn der nicht an ist. Also auch in den Motor hinein. Und bei jeglicher Undichtigkeit, wo auch immer im System, auch einfach so in das Boot, welches wiederum erst gemächlich, dann immer schneller sinken wird.

Wieder mal haben wir ordentlich Glück gehabt, dass aufgrund der langsam tröpfelnden Dichtung (Bild) rechtzeitig bemerkt zu haben. Vor dem Sinken. Und der Motor hat es auch irgendwie überlebt, wie auch immer…

Also galt es nun, den Auspuffrohrbogen um 14cm nach oben zu verlängern. Dabei muss er noch um 20° zur Seite gekippt werden, sonst wird der Einstieg in den Motorraum unpassierbar.
Hier ist er zu Hause im Schuppen, eingesetzt in eine 3D-Schablone – denn nach dem Umschweißen müssen alle drei Anschlüsse ja wieder in der gleichen Position auskommen. Rechts im Bild ist im Boot oben. Das Einspülrohr für’s Seewasser ist leider in den Bogen eingesetzt – darf aber nicht mit dem Bogen weiter nach oben wandern. Also Trennen, Verlängerungen zwischenschweißen, das Einspülrohr abtrennen und an das Verlängerungsstück ansetzen und das alte Loch zuschweißen. Eine neue Dichtung zuschneiden und das ganze wieder einbauen – beim nächsten Bootsbesuch.

Und noch einmal hieß es auch: Seewasserfilter hochlegen. Diesmal etwas schwieriger wegen diverser Leitungen und weil es auch noch einer seitlichen Verschiebung bedurfte. (Rechts hinten zu sehen)
Natürlich haben wir auch noch viele andere Dinge erledigt im Herbst. Z.B. ein gut funktionierendes WiFi-Bordnetz mit Empfang von Hafen-WLans zu installieren, dazu auch eine Kamera für den Blick nach hinten, welcher vom Innensteuerstand doch ganz schön eingeschränkt ist. Bei dem Aufbau des Systems sind wir sehr dankbar für die Anregungen von Julian Buss auf seinem Blog https://booteblog.net! So ist das Netz aufgebaut:


Bei aller Arbeit brachte der Herbst auch wieder viele schöne Momente – die ordentlich Vorfreude machen auf den schon greifbaren Aufbruch…