So ist das wohl… Schon auf unserer Überführungsfahrt verging kein Tag ohne neue Ideen, was alles nicht so ist, wie ich es mir für unsere Zeit an Bord vorstelle… Von ganz kleinen Details bis zu größeren Umbauten wuchs die Ideenliste, von Dingen, die nur den Wohnkomfort steigern sollten bis zu der Verbesserung wirklich ungeschickt konstruierter Details oder gar sicherheitsrelevanter Mängel.
Eines aber gleich vorweg: An keinem Punkt haben wir den Kauf bisher bereut. Alle, die das Schiff gesehen haben, haben es gelobt – und fanden es noch dazu auch recht günstig. Dass ein neuer Eigner neue Ideen mitbringt, ist eh normal, und auch, dass eine Verwendung zum überwinternden Wohnen, zum Befahren stark strömender und stark befahrener Gewässer einige andere Anforderungen stellt als ein Vergnügungsschiff für holländische Binnengewässer, ist auch klar. Für alle Änderungen bot das vorgefundene eine robuste Basis. Es kam nie zu dieser gefürchteten Kette von immer neue Schwierigkeiten nach sich ziehenden Problemen.
Aber immerhin zu einer Kette neuer Ideen nach sich ziehender Ideen…
Hier so die wichtigsten:
- Die WC-Situation gefiel uns nicht. Das WC war ziemlich offen am Schlafzimmer – nicht immer schön… Und für Gäste auch nicht toll, wenn sie immer ins Schlafzimmer kommen müssen. Die aus einem Küchenschrank herausziehbare zweite Toilettenschüssel fanden wir noch merkwürdiger. Die Lösung: Eine geräumige Toilettenkabine vom doch sehr großzügigen Salon abteilen.
- Der Instrumententrägerbügel über dem Achterdeck gefiel uns nicht, passte vom Stil her eher zu einer schicken Yacht. Schlimmer aber war, dass er sehr schwierig und nur zu zweit umlegbar war und im umgelegten Zustand dann das ganze Achterdeck blockierte. Sehr blöd, wenn man ihn für eine Schleusenbrücke umlegen und dann in der Schleuse auf dem Achterdeck mit Leinen hantieren musste. Die Lösung: Ein umlegbarer kleiner Mast.
- Im Freien gab es weder auf dem Ober- noch auf dem Achterdeck einen Regen– respektive Sonnenschutz. Die Lösung: Ein Niederlegbares Trägergestellt für eine über das Deck hinwegreichende Plane muss her. Und die sollte dann auch gleich noch eine zusätzliche Ecke haben, die den Niedergang vor Regen schützt, sonst ist bei Regen dicke Luft im Salon. An Fenstern lässt sich nämlich sonst nur das Frontfenster in hollandtypischer Klapptechnik nach außen aufstellen.
- Für längerfristiges Wohnen braucht es noch eine Menge mehr Stauraum. Die Lösung: Unter der Sitzbank, deren Untergestell wegen der neuen Toilettenkabine sowieso erneuert werden muss, können Regale für die von uns sehr geschätzen roten Fleischkisten eingesetzt werden. Ein weiteres passt gut über das Sideboard im Schlafzimmer. Die Toilettenkabine im Schlafzimmer bekommt Regale und wird zum Luxus eines „begehbaren“ Kleiderschrankes im Kleinformat. Weitere Stauräume lassen sich unter dem Bett und in der Küche schaffen, insgesamt wohl mehr, als wir brauchen!
- Das alte Funkgerät kann kein DSC und empfängt auch keine AIS-Signale. Die Lösung: Ein neues, zeitgemäßes muss her, das alte kann als Zweitgerät zum Hören auf Kanal 10 eingebaut bleiben.
- Eine Lenzpumpe haben wir nicht entdecken können… Es gab einfach keine. Das konnte so nicht bleiben.
- Das Joystick-Fahrpult der Außensteuerung war starr auf einem Mittelsockel montiert und war sehr umständlich zu montieren/demontieren, wenn das Schiff fahrbereit gemacht werden sollte. Zudem habe ich auch immer wieder den Ruder-Joystick mit dem Bugschraubenjoystick verwechselt… Die Lösung: Ein fester Schaltkasten, in dem ein mobiles Steuerpult mit einem Steuerkabel eingesteckt wird.
- Und als vielleicht größte zu erwartende Baustelle: Heizen nur mit laufendem, brummendem, Diesel schluckenden 10kW-Stromaggregat über elektrische Heizkörper geht gar nicht. Die Lösung: Eine vernünftige Diesel-Wasserheizung mit Konvektoren, natürlich soll auch die Motorabwärme beim Fahren oder Landstrom zum Heizen nutzbar sein. Was daraus wurde, beschreiben wir unter Technik.
So weit die erste, grobe Liste. Der geneigte Leser wird sich denken können, dass jede dieser „Baustellen“ eine Reihe von „Nebenbaustellen“ eröffnete, vom Um- und Verlegen von Kabeln und Leitungen über das Umbauen von Motorraumklappen und Zugänglichmachen von tief verbauten Installationen bis zu Änderungen an Gardinen, Polstern, Leuchten usw. Dabei fiel dann auch noch recht deutlich ins Auge, dass eine Sache vom Vorbesitzer doch recht sorglos vorgenommen wurde: Die Elektrik war alles andere als sicher… mit zwecks Verbindung nur verzwirbelten, mit Isolierband umwickelten Litzenkabeln, nicht in allen Fällen abgesicherten 24V-Stromkreisen, offenen Batteriepolen usw.
Damit war also klar, was wir in den nächsten Monaten in unserer spärlichen Freizeit machen würden – mal in der heimischen Werkstatt, dann wieder am – leider zwei Fahrstunden entfernt liegenden – Boot. Genossen haben wir jede Minute davon, denn alles war von steter Vorfreude geprägt, und das meiste hat recht zügig geklappt, ohne große Umwege und Irrungen. So wünscht man sich das!